Die Polnische Agentur für Unternehmensentwicklung (Polska Agencja Rozwoju Przedsiębiorczości, PARP) hat in Kooperation mit dem Zentrum für die Entwicklung der Kreativwirtschaft (Centrum Rozwoju Przemysłów Kreatywnych, CRPK) sowie der Unterstützung von Experten der Game Industry Conference in Polen (GIC) den bisher umfassendsten Bericht über die polnische Spieleindustrie veröffentlicht. "The game industry of Poland – Report 2023" ist eine Gemeinschaftsarbeit unter der Leitung von Dr. Jakub Marszałkowski und gewährt wertvolle Einblicke in das exponentielle Wachstum des polnischen Spielemarktes sowie die globale Reichweite und den Export von polnischen Spielen. Der Bericht unterstreicht die bemerkenswerten Errungenschaften im vergangenen Jahr und dient als Beleg für die steigende Anerkennung von polnischen Entwicklern und Publishern sowie den wachsenden Einfluss der aufregenden polnischen Spieleindustrie.
Spieleindustrie – Grösse und Beschäftigungsstruktur
Die polnische Spieleindustrie befindet sich zweifelsohne weiterhin im Wachstum und viele Indikatoren erreichen Jahr für Jahr rekordverdächtige Werte. Die neuesten Zahlen besagten, dass es derzeit 494 aktive Spieleproduzenten und Publisher gibt, zudem sind mehr als 15'000 Menschen in der Spielebranche beschäftigt. Damit ist bestätigt, dass Polen den deutschen Sektor hinsichtlich Arbeitskraft dauerhaft überholt hat und sich diesbezüglich lediglich Grossbritannien geschlagen geben muss, während es sich ungefähr auf Augenhöhe mit Frankreich befindet (Vermutung, die auf früheren Daten basiert, keine neuen Daten zu diesem speziellen Markt).
Das Beschäftigungswachstum in der Spieleindustrie liegt geschätzt bei 16% im Jahresvergleich, was die höchste Rate in Europa darstellt. Dies resultiert in einem anhaltenden Wachstum der Firmen (vor allem im Sektor der kleinen und mittleren Studios) sowie einer rekordverdächtigen, durchschnittlichen Teamgrösse von 31.3 im Jahr 2023 – im Vergleich zu 15.7 in Deutschland und 13.7 in Grossbritannien. Der Anteil von Frauen in der Industrie ist ebenfalls einer der höchsten in der Welt (24%). Die polnische Spiele-Entwicklung ist attraktiv genug, um Talente von überall anzulocken, mehr als 14.5% der insgesamt Beschäftigen stammen aus dem Ausland.
Umsatz, Export und Präsenz der Industrie auf den globalen Märkten
Die polnische Spieleindustrie hat im Jahr 2022 einen Gesamtumsatz in Höhe von 1.287 Milliarden Euro erwirtschaftet und somit eine stabile Wachstumsrate von 11% im Jahresvergleich erzielen können, während der globale Spielemarkt erstmals einen Rückgang hinnehmen musste.
Polnische Entwicklerstudios von Spielen exportieren 97% ihrer einheimischen Produktionen. Mehr als 65% der in Polen produzierten Spiele werden in mehr als zwei Sprachen übersetzt, verglichen mit 29% ausserhalb von Polen. Die digitale Distribution ist mit einem Anteil von 85% aller Verkäufe mittlerweile die wichtigste Methode, um polnische Spiele zu veröffentlichen. All diese Zahlen sind ein Beweis für das enorme Engagement der Industrie, ein globales Publikum zu erreichen.
Der Bericht stellt zudem nochmals das Aufstreben von globalen Publishern, die ihren Ursprung in Polen haben, heraus. Dies deutet sowohl auf eine zunehmende Reife sowie einen wachsenden Einfluss der polnischen Spieleindustrie auf der globalen Bühne hin. Mithilfe eines exportorientierten Ansatzes und dem Bestreben nach Innovationen befindet sich die polnische Spieleindustrie auch weiterhin auf Wachstumskurs und zeigt seine Präsenz auf den globalen Märkten. Der Erfolg von polnischen Spielen sowie das weitere Potenzial der Industrie für Wachstum und Innovationen positioniert Polen als einen immer wichtigeren Teilnehmer am globalen Markt der Spiele-Entwicklung.
Wichtige Grössen
Der Erfolg von polnischen Spielen geht über die AAA-Studios hinaus, da selbst kleinere Indie-Studios bedeutende Meilensteine erreicht haben. Jedes Jahr werden von 4 bis 6 polnischen Spielen eine Million Exemplare verkauft. Eine ständig wachsende Anzahl von Spielen wie Superhot oder Ghostrunner haben die Marke von einer Million verkaufter Exemplare übertroffen. Das zeigt das Potenzial der Industrie hinsichtlich des globalen Erfolgs und der Attraktivität am Markt.
Im Jahr 2021 stieg Polen zum weltweiten Spitzenreiter in der Top 200-Wunschliste von Steam auf. Derzeit befinden sich zirka 30 Spiele aus Polen auf dieser Liste, das somit hinter den USA auf dem zweiten Platz liegt. Der Unterschied beträgt jedoch nur einige wenige Titel, während der Abstand zu den nächsten Konkurrenten aus mehr als doppelt so vielen Spielen besteht – unabhängig davon, ob es sich um Grossbritannien, Kanada oder das seit kurzem aufsteigende Japan handelt. Die Wunschliste auf Steam hält weitere Rekorde aus Polen bereit: "Cyberpunk 2077" stand 31 aufeinanderfolgende Monate an der Spitze, um bei der Veröffentlichung im Dezember 2020 die Position des Spitzenreiters an ein anderes polnisches Spiel zu übergeben: "Dying Light 2 Stay Human".
Diese Zahlen sind mit Blick auf die führenden Geschäftsmodelle der Studios mit 69% Premium-Spielen keinesfalls überraschend. Das hoch gepriesene "The Witcher 3: Wild Hunt" ist auch weiterhin das am höchsten ausgezeichnete AAA-Spiel. Die Liste aussergewöhnlicher AAA-Produktionen aus Polen besteht zudem aus "Dead Island", "Dying Light" sowie "Dying Light 2" von Techland, "Cyberpunk 2077" von CD Projekt RED, "Outriders" von People Can Fly und vielen anderen. Der Blick auf die nähere Zukunft zeigt, dass weitere vielversprechende AAA-Entwicklungen auf dem Weg sind, wie etwa die intern bei 11 bit Studios produzierten "Frostpunk 2" und "The Alters". Zudem arbeiten mehrere polnische Studios derzeit aktiv an ambitionierten AA+-Premium-Spielen, um an die Grenzen der Spieleindustrie zu gehen.
Es gibt noch einen weiteren wichtigen Beitrag aus Polen zum weltweiten Spielemarkt. GOG.com als Tochterunternehmen von CD Projekt SA mit Sitz in Warschau gilt für Spiele-Entwickler weltweit seit Jahren als Plattform Nummer zwei. Trotz der Konkurrenz in Form des Epic Games Store kann GOG.com mit Millionen registrierter Benutzer eine starke Präsenz bei der digitalen PC-Distribution behaupten.