Offener Brief an den Bundesrat der Schweizer Game-Industrie

Wenn die Politik mitspielt, gewinnen alle

News Roger

Sehr geehrte Bundesrätinnen und Bundesräte

Die Game-Industrie in der Schweiz ist so vielfältig wie noch nie. Im letzten Jahrzehnt wurden Hunderte ambitionierte Game-Projekte in Angriff genommen und daraus sind dutzende Game-Studios entstanden, die auf dem internationalen Markt immer wieder Erfolge landen. Und dank der guten Schweizer Ausbildung kommt auch regelmässig Game-Design-Nachwuchs mit neuen Ideen auf den Arbeitsmarkt.

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Entstanden ist so eine extrem spannende Industrie, die immer wieder mit hohem Einsatz und erheblichem Risiko Grossprojekte stemmt, wobei die Finanzierungsstruktur in der Schweiz mit einem enorm hohen persönlichen Risiko verbunden ist. Entstanden ist eine Industrie, die an neuen visuellen Erzählweisen tüftelt und höchste künstlerische Ansprüche an sich selber stellt, wovon die hohe Anzahl internationalen Auszeichnungen eindrücklich zeugen, im Kontrast zur Schweiz, wo die Kulturform zögerlicher gewürdigt wird.

Nicht ganz so spielerisch durch die Krise

Nun stehen wir aber an einem Wendepunkt: Denn nach den ersten Jahren, in denen die Game-Entwickler mit grossem Engagement für einen Hungerlohn an ihren Projekten arbeiten, müssen die Studios nun den Übergang zu grossen konkurrenzfähigen internationalen Playern schaffen. Und genau in dieser Phase hat die Covid-Krise die Branche hart getroffen – obschon auch im Home-Office Games weiterentwickelt wurden. Doch die eminent wichtige Vernetzung sowie die Investoren- und Verlagssuche ist ohne internationale Anlässe für die kleinen Schweizer Player um ein Vielfaches schwieriger geworden, denn die Schweiz verfügt über keine Strukturen in diesem Bereich.

Deshalb braucht die Branche als weiteren Mitspieler nun den Bund. Ist er bereit für eine punktuelle Spitzenförderung, dann werden viele Game-Studios erstens überleben und zweitens wird es ihnen gelingen, künftig auf einem anderen Level mitzuspielen. Dann können alle gewinnen: Einerseits kann ein erfolgreiches Spiel die Investitionen um ein vielfaches wieder einspielen - womit die Studios selbsttragend werden und allfällige Darlehen auch wieder zurückzahlen können. Andererseits gewinnt die Schweiz Tausende attraktive Arbeitsplätze und kann ihre Stellung als digitaler Standort stärken, denn die Game-Branche ist der Motor der digitalen Industrie. Weltweit setzten Computerspiele im vergangenen Jahr zwischen $ 160 und 173 Milliarden um. Zum Vergleich: Der globale Kino & Home/Mobile Entertainment-Markt betrug 2020 rund $ 81 Milliarden.

Die Pandemie hat die Situation für viele einheimische Game-Studios erheblich erschwert. Die Zeit drängt deshalb, und wir bitten Sie, das Thema so schnell wie möglich anzugehen und dieser jungen Industrie eine echte Chance zu geben. Damit diese zukunftsträchtige Branche hier nachhaltig Fuss fassen kann und es für die ambitionierten Studios in Zürich, Bellinzona, Fribourg, Genf und Lausanne nicht vorzeitig Game Over heisst.

Herzliche Grüsse

Moritz Zumbühl & Jeremy Spillmann, Founders Blindflug Studios AG

Unterzeichnen auf OperationLevelUp.ch

Weitere Unterzeichnerinnen

Goran Saric Co-Founder Okomotive AG
Tabea Iseli Founder Stardust GmbH
Michela Rimensberger CEO Sycoforge GmbH
Gabriel Sonderegger CEO of Sunnyside Games SA
Philomena Schwab Co-Founder Stray Fawn Studio GmbH
Marc Bodmer MLaw UZH, Game Consultant
Eugen Pfister Historiker & Gamestudies
Aleksandra Iakusheva Co-Founder 5am Games GmbH
Basil Weber Founder und CEO Urban Games GmbH
Hendrik Baatz Co-Founder Indoor Astronaut GmbH
Jasmin Widmer Co-Founder und CEO Koboldgames GmbH
Marion Bareil Co-Founder and CEO Tourmaline Studio Sàrl
Alexis Giard Co-Founder of Asteroid Lab Sàrl
Reto Senn Co-Founder Bitforge AG & Board Member SGDA
Michel Ziegler Founder - Hidden Fields
Thomas Frey Co-Owner Giants Software GmbH

Quelle: Schweizer Game-Industrie

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