Die GAMES.CH Kolumne #01-2017 - Wir brauchen wieder Games mit Identität!

Am 13. Juni beginnt die diesjährige E3 und davor schon die Pressekonferenzen der grossen Publisher. Dort erwarten uns Enthüllungen neuer und aufregender Games. Oder auch nicht. Denn leider gleichen sich die grossen Top-Titel immer mehr. Statt sich an mutigen und neuen Spielelementen zu versuchen, verlassen sich viele Entwickler immer öfter auf allzu bekannte Formeln und etablierte Mechaniken.

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23. Jun 2017

Toll geschrieben. Danke! Das war sehr interessant und ich stimme dir kiomplett zu.

23. Jun 2017 / 22:45 Beitrag melden Lilolo

20. Jun 2017

Wow, was für eine Text-Wand! Danke für dein Feedback.
Wie würdest du dich denn selbst einschätzen? Ich selber sehe mich nur bedingt als Gewohnheitstier. Klar, der neuste Titel von «Gears» oder «Mortal Kombat» wird gekauft ohne gross zu überlegen, andererseits lasse ich mich auch gerne von neuen Titeln begeistern. «Destiny» war so ein Fall - oder «Assassin's Creed». Dabei gehe ich aber sehr oberflächlich vor - leider. Denn bei mir zählt dann das Äussere enorm. Wenn es mich grafisch anspricht, egal ob durch tolle Effekte oder einen überraschen Stil, dann werde ich gerne mal ein Auge drauf. Auch ein bekanntes Entwicklerstudio im Rücken kann helfen - auch wenn es dort ebenso in die Hosen gehen kann.

Dass ein grosser Publisher da unter Umständen nix hilft, habe ich bei «Destiny» feststellen müssen. Das Spiel hab ich kurz nach dem Release bis zur ersten grossen Erweiterung liegenlassen. Daher bin ich auch enorm skeptisch, was sowohl «Destiny 2» als auch «Anthem» angeht (das Teil sieht der Hammer aus, aber auch BioWare hat schon Produkte verkackt - yes, I am looking at you «Andromeda»), daher ist der Hype bei mir etwas gedämpft.

Ein anderes Problem haben bei mir «FarCry» und «Assassin's Creed». Der Spielmechanismus ist bei beiden Spielen so deckungsgleich, dass ich als alter «Assassin's Creed»-Fanboy nicht mal mehr ansatzweise in einen Hype verfalle, wenn einer der beiden Titel gezeigt wird. Alles schon mal gesehen. Nach mehreren jährlichen Aufwärmübungen desselben alten Weins in mehr oder weniger neuen Schläuchen berühren mich die beiden Spielserien nicht mehr.

Der Abnützungseffekt ist bei Nicht-so-Vielspielern eventuell nicht so stark wie bei mir. Daher lässt sich die Ubi-Formel sicher noch ein paar Jahre weiterziehen. Aber letzten Endes ist mir persönlich eine neue Idee, die vielleicht nach Release noch etwas ausgebessert werden muss, wesentlich lieber, als der 6 Aufguss aus denselben Teebeuteln. Also lieber ein «Anthem»-Debakel a la «Destiny» oder «The Division», das innerhalb nützlicher Frist ausgebessert wird, als ein «Assassin's Creed Origin», dass sich gleich spielt wie seine vier, fünf oder x Vorgänger.

Oder natürlich ein total unerwarteter Spassgarant wie «Overcooked».

20. Jun 2017 / 10:19 Beitrag melden Alain Jollat

Erstmal schön geschrieben(soll ja auch mal gesagt werden). Ich wollte hier eigentlich schon früher meine Meinung niederschreiben, jedoch sind letzte Woche, nebst der Arbeit, einige Videos dazwischen gekommen. Wie du schon geschrieben hast: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“. Dies ist meiner Meinung nach, auch das grösste Problem, wieso es fast keine Games mit Identität mehr gibt, namentlich die Community.
Hier gibt es natürlich mehrere Aspekte zu beachten, zum einen den Spieler selbst, die Seite der Entwickler, der Markt und natürlich die Kommunikation.
Für wen werden Spiele entwickelt? Der Durchschnittsspieler ist, zum erstaunen der Nicht-Zocker, nicht der Nerd, der Pro-Gamer, der Dauerzocker, das Kellerkind(nicht böse gemeint) oder wie man sie auch immer nennen will(ich darf, muss, kann mich übrigens ebenfalls in diese Kategorie einreihen), welche fast täglich mehrere Stunden mit zocken verbringen. Nein, es ist der Typ Mensch, der täglich arbeitet, Sport treibt, am Wochenende feiern geht und hin und wiedermal eine Runde mit seinen Kumpels zockt. Er/Sie besitzt 2-3 Games, meist Tripple-A und oft mit Multiplayer. Und falls mal ein neues Spiel gekauft wird, ist es naheliegend, dass auf eine Mechanik gesetzt wird, welche man schon ansatzweise kennt. Für die Entwickler und Publisher ist natürlich klar, dass man bei der Entwicklungszeit und Angestellten ein Spiel auf den Markt bringen muss, dass sich verkauft und mindestens die Entwicklungskosten deckt. Je grösser das Studio, desto geringer ist die Risikobereitschaft etwas neues auszuprobieren. Lieber ein Solides Game mit bekannter Mechanik herausbringen, welches auch verkauft wird, als etwas ganz neues, was dann unter Umständen im Regal liegen bleibt. Ein gutes Beispiel ist das kürzlich erschienene „Ghost Recon: Wildlands“, ein Solides Spiel mit einigen kleinen, Fehlern, bekannter Mechanik, welches viel Spass gemacht hat, ob alleine oder mit den Kumpels. Aber leider keine grossen Neuerungen und viel ungenutztem Potenzial. Anders haben es da die Indie-Studios. Sie müssen Games mit Identität entwickeln, um sich auf dem Markt überhaupt etablieren zu können. Es gibt einige grossartige Indie-Games mit Identität, z.B. „Hand of Fate“, „Snakepass“ oder „Rocket League“. Leider wird diesen Spielen(bis auf das letztgenannte) in der Regel zu wenig Beachtung geschenkt, obwohl sich einige nicht hinter grossen AAA-Games verstecken müssen. Und das grösste Problem ist die Kommunikation. Es gibt so viele Soziale Medien, aber so wenig konstruktive Kritik. Da weiss man als Entwickler kaum noch, was der Spieler eigentlich möchte. Kommt eine Fortsetzung auf den Markt, heisst es entweder:“zu wenig neues, ist ja das gleiche Spiel wie der Vorgänger“ oder „zu viel verändert, man hat das Spiel zerstört“. Wird ein neues Spiel vorgestellt, ist es entweder „Sche****“ oder „das beste Spiel, dass man je gesehen hat“. Es wird entweder gehypet oder gehatet, es gibt nichts dazwischen. Gehatete Games gehen in der Masse unter, auch wenn es eigentlich super Spiele sind(zB. Cod:IW) und gehypte werden entweder dem Hype mehr oder weniger gerecht(zB. Battlefield 1) oder werden trotz guter Spielqualität dem Hype nicht gerecht(zB. The Division). Es wird zwar je länger je mehr von den Entwickler auf die Community gehört, aber auf wen hören sie wirklich? Auf die komplette Community, auf den stillen Gamer der das Game Stundenlang zockt und geniesst oder auf den der am lautesten schreit/protestiert? Damit wir mehr Games mit Identität erhalten können, muss sich meiner Meinung nach in erster Linie die Kommunikation der Community ändern: Spiele nicht gleich in den Himmel loben oder von Grund auf zerstören bevor sie überhaupt erschienen sind, oder zumindest nicht bereits nach dem ersten Ankündigungstrailer, wobei hier auch die Medien Öl ins Feuer giessen. Auch mal Komplimente für Spiele aussprechen die man gerne Spielt oder Mechaniken die einem Entwickler gelungen sind, dass nicht nur die Stimmen laut werden, die das Spiel nicht gelungen finden, denn jeder hört gern Komplimente. Mehr konstruktive Kritik. Ich finde auch nicht an jedem Spiel meine Freude, aber anstatt zu sagen das Spiel sei „sche****“, könnte man auch spezifisch sagen was einem nicht passt. ZB. „Das Spiel ist super, die Idee genial, jedoch sind im Multiplayer die Klassen/Fahrzeuge/Waffen etwas unausgewogen“, dann wissen die Entwickler auch woran sie Arbeiten müssen. Man stelle sich vor, man arbeitet selber einige Monate mit Herzblut an einem Projekt und als man das Ergebnis dem Chef/Kunden vorstellen darf kommt als Antwort nur: „ich finde das Sche****.“ Da kann man sich wahrscheinlich ansatzweise vorstellen, wie sich so ein Entwickler fühlen muss. Und zu guter Letzt, sollte man evtl. auch mal einem Indie-Game eine Chance geben.

17. Jun 2017 / 14:08 Beitrag melden Evilblade666